Ein neuer Blick auf alte Bilder
Die Zeichen
Die Farben
Es erstaunt Sie vielleicht, als "Zeichen" zuerst Farben zu finden.
Aber Farben sind starke Zeichen, auch heute noch: Grün = gehen, Rot = stehen.
Grün wurde in der Eiszeit nicht verwendet, weil es noch keine Verkehrsampeln gab. Rot war dennoch beliebt, ebenso Schwarz und Weiß.
Schwarz ist die Farbe des Neumonds oder Schwarzmonds und steht entsprechend für den Anfang, den Ursprung. Weiß ist die Farbe des Vollmonds. Die Farbe Rot wurde vom Sonnenaufgang übernommen, steht aber auch für die neue Sonne im Frühjahr und für den zunehmenden Mond.
Möglicherweise haben Sie bei Robert Ranke-Graves oder Heide Göttner-Abendroth etwas anderes gelesen (rot soll die Farbe des Vollmondes sein usw), das ist aber nicht richtig.
Ein Ur vom Bildfeld der Pferde in der Höhle Chauvet.
Der Auerochs steht für den Neumond. Die schwarze Farbe zeigt ebenfalls den Schwarzmond oder Neumond an, den Beginn der Mondentwicklung oder die "Geburt" des Mondes. Die Hörner haben die Form des zunehmenden Mondes.
Foto: © Patrick Aventurier; Grotte Chauvet 2
Grafische Zeichen
Die einfachsten Zeichen dieser Art sind Punkte und Striche. Zugleich sind sie am schwierigsten zu interpretieren.
Sie könnten Zahlen sein. Die Zahl 60 durch sechzig Punkte darzustellen, die man dann alle einzeln abzählen muss, wäre aber ziemlich doof. Deshalb denke ich, dass Punkte etwas anderes sind, und zwar Sonnenzeichen und Ursprungszeichen.
Striche können schon eher Zahlen bedeuten. Sie kommen in kleineren Gruppen vor als Punkte.
Falls Sie die Seite über die Himmelsbeobachtung schon gelesen haben, erinnern Sie sich bestimmt noch an das Sonnendiagramm, das Bild der wandernden Sonnenaufgänge und Untergänge
mit den Sonnwendlinien.
Dieses Sonnwenddiagramm X haben die Eiszeitmenschen benutzt, um auf ihren Bildern die Sonnenwende zu bezeichnen:
oben links: Zeichnung vom Umkehrpunkt der
Höhle Niaux.
Die Wintersonnenwende wird doppelt dargestellt,
durch die Zwillingspferde und das Sonnwendzeichen X.
(Zeichnung: H Ulrich nach J Clottes)
unten links: aus der Höhle Le Gabillou.
Auch ein Pferdekopf mit X reicht schon,
um die Sonnenwende zu bezeichnen.
(Zeichnung: J Gaussen)
oben rechts: aus der Höhle Les Combarelles.
Nur ein Pferd (Nr 72) und das Wendezeichen.
Das reicht auch, um den Begriff "Sonnenwende"
zu schreiben.
(Zeichnung H Ulrich nach Abbé Breuil)
unten rechts: Lascaux, in der "Apsis",
einer Sackgasse.
Hier ist die Winterwende betont durch den
senkrechten Strich.
(Zeichnung H Ulrich nach Abbé Glory)
Da es zwei Sonnenwenden gibt, Sommerwende und Winterwende, brauchte man auch zwei verschiedene Zeichen, um die beiden Wenden einzeln und eindeutig darzustellen. Das war nicht schwer, weil das Sonnwend-X ja schon ein zusammengesetztes Zeichen ist.
Die Winkel mit dem Mittelstrich, früher oft als Pfeile gedeutet (die es aber bei den Höhlenmalern nicht gab) oder als Speere, sind also Sonnwendzeichen. Ebenso die einfachen Winkel.
(Vielleicht haben Sie bei dem berühmten Symbologen Robert Langdon etwas anderes gelesen. Ich muss Ihnen aber sagen, dass das eine spätere Erfindung ist.)